Herbert, Everswinkel
Ende 2018 bin ich in Kontakt mit einem jungen Mann gekommen, Zenawi aus Eritrea. 2015 ist er mit nach Deutschland gekommen. Nach verschiedenen Stationen in Deutschland ist er in Everswinkel gelandet. Nach erfolgreichem Abschluss der Sprachintegrationskurse hat er eine Ausbildung zum Zahntechniker begonnen. Das große Problem war, im Berufsschulunterricht alles zu verstehen, was die Lehrperson sagt. Zenawi war der einzige Nicht-Muttersprachler und der einzige ohne Abitur in seiner Berufsschulklasse. Die Geschwindigkeit der Vermittlung war auf die Mehrheit der Mitschüler abgestimmt.
Meine Aufgabe bestand nun darin, mit ihm noch einmal den Unterrichtsstoff durchzuarbeiten. Dazu haben wir uns einmal in der Woche getroffen und sind den Stoff der Vorwoche durchgegangen, insbesondere das, was er nicht so richtig verstanden hat. Auch mit den Lehrerinnen und Lehrern konnte ich mich in Verbindung setzen, wenn ich Fragen hatte. Den praktischen Teil hat Zenawi ohne Probleme gemeistert. So wurde zum Beispiel eine Zahnspange, die er im Unterricht gefertigt hat, als Vorzeigeobjekt in den Fundus der Berufsschule übernommen.
Nach 3 ½ Jahren hat Zenawi dann im Februar 2022 gleich im ersten Anlauf sowohl die theoretische wie auch die praktische Prüfung bestanden und wurde vom Ausbildungsbetrieb sofort fest eingestellt. Ein toller Erfolg, bei dem ich ihn etwas unterstützen konnte. Die eigentliche Arbeit hat er selber leisten müssen.
Dies ist ein Bespiel dafür, was Menschen auch ohne große Schulbildung aus ihrem Heimatland leisten können. Zu Hause hat Zenawi seinem Vater, der Bauer ist, beim Hüten der Tiere geholfen.
Nun ist er ein Facharbeiter, also das, was diesem Land so dringend fehlt, wie wir es tagtäglich lesen und hören können. Und es könnten viel mehr Flüchtlinge diesen Weg gehen, wenn sie die nötige Unterstützung bekommen und die Politik die notwendigen Voraussetzungen schafft.